Schlierbach kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken, die erstmals im Jahr 927 urkundlich dokumentiert wurde. An der Stelle des heutigen Stifts befand sich wahrscheinlich schon damals eine Burg, die im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen erfuhr. 1353 gelangte das Anwesen in den Besitz von Eberhard V. (III.) von Wallsee, der wenige Jahre später, 1355, ein Zisterzienserinnenkloster gründete. Aus der ursprünglichen Burg entstand nach und nach ein funktionales Kloster, das über die Jahrhunderte hinweg sowohl geistliche als auch wirtschaftliche Aufgaben erfüllte. Heute ist das Stift Schlierbach ein Zentrum für Handwerk, Bildung und Kultur, das durch seine Glaswerkstatt und das Bildungszentrum weit über die Klostermauern hinaus wirkt.

Der Zisterzienserorden, Teil des benediktinischen Reformzweigs, wurde 1098 in Cîteaux gegründet und entwickelte sich besonders unter dem Einfluss des heiligen Bernhard von Clairvaux schnell zu einer der bedeutendsten geistlichen Bewegungen des Mittelalters. Bernhards Lehre von strenger Askese, mystischer Frömmigkeit und gelebter Spiritualität prägte die Ausrichtung des Ordens nachhaltig. Während des Hochmittelalters erlebte der Orden seine Blütezeit, die sich in intensiver Missionstätigkeit, vor allem in Osteuropa, und in der Ausbreitung zahlreicher Klöster niederschlug. Heute existieren weltweit etwa 1300 Mönche und 1100 Nonnen innerhalb des Ordens, der in verschiedene Kongregationen gegliedert ist, während die einzelnen Klöster wirtschaftlich eigenständig arbeiten. Schlierbach gehört zur Österreichischen Zisterzienserkongregation.

Das Kloster übernimmt vielfältige Aufgaben, die von religiöser Betreuung über Bildung bis hin zu wirtschaftlicher Innovation reichen. Seit 1925 betreibt das Stift ein Gymnasium, das hunderte Schüler ausbildet, und beteiligt sich seit 1938 an Missionsprojekten in Brasilien. Kultur und Kunst stehen im Zentrum des klösterlichen Lebens, vor allem durch die Glaswerkstatt, die alte Handwerkstraditionen mit modernen Techniken verbindet, und durch das Bildungszentrum, das ein breites Spektrum an Kursen für Kreativität, Handwerk und persönliche Entwicklung anbietet. Die wirtschaftlichen Aktivitäten des Klosters, darunter die Bio-Käserei und ein Forstbetrieb, setzen auf Regionalität, Nachhaltigkeit und höchste Qualität.

Die Käserei des Stifts legt großen Wert auf biologische Produktion, artgerechte Tierhaltung und die Verwendung regionaler Rohstoffe. Die Palette reicht von Frisch- und Weichkäse über Schnittkäse bis hin zu Spezialitäten aus Schafs- und Ziegenmilch. Qualität und Nachhaltigkeit stehen bei jedem Schritt der Produktion im Vordergrund, von der Pflege der Böden über die Fütterung der Tiere bis hin zur Verarbeitung der Milch. Durch diese sorgfältige Vorgehensweise entstehen Produkte, die sowohl kulinarische Exzellenz als auch ökologische Verantwortung verbinden. Das Stift Schlierbach hat sich so zu einem Ort entwickelt, an dem Geschichte, Handwerk, Bildung und Spiritualität miteinander verschmelzen und Besucher wie Einheimische gleichermaßen inspirieren.